ASS bei Erwachsenen
Neurodiversität bezeichnet die natürliche Vielfalt neurologischer Unterschiede wie ADHS, Autismus und bspw. Legasthenie. Die Betonung hierbei liegt auf Unterschied, nicht auf Defizit!​
Viele neurodiverse Erwachsene stoßen im Laufe ihres Lebens auf das Gefühl, dass sie „anders ticken“ – im Denken, Fühlen, Wahrnehmen und Kommunizieren. Manche entdecken erst spät, dass ihre Erfahrungen möglicherweise Teil des Autismus-Spektrums sind. Eine späte Diagnostik kann hier einen wichtigen Schritt zu mehr Selbstverständnis und innerer Entlastung darstellen.
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ADHS und ASS können oft, aber müssen nicht, gemeinsam auftreten und haben viele Überlappungen. Deshalb ist eine differentialdiagnostische Abklärung von ADHS und ASS ein wichtiger Schwerpunkt meiner Praxis.
Woran erkenne ich ASS im Erwachsenenalter?
Autistische Erwachsene berichten oft über:
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soziale Erschöpfung nach zwischenmenschlichen Kontakten („social burnout“)
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ein starkes Bedürfnis nach Routinen, Struktur und Reizreduktion
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sensorische Überempfindlichkeit (z. B. gegenüber Geräuschen, Berührungen, Gerüchen)
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Schwierigkeiten, unausgesprochene soziale Regeln intuitiv zu erfassen
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intensive, leidenschaftliche Spezialinteressen
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das Gefühl „nicht richtig zu funktionieren“ trotz hoher kognitiver Fähigkeiten
Viele haben bereits Diagnosen wie ADHS, Angststörungen, Depression oder Burnout erhalten – doch vieles scheint trotzdem nicht ganz zu passen. Gerade bei maskierenden oder kompensierenden Personen bleibt eine mögliche Autismus-Spektrum-Störung lange unerkannt.
ASS bei Frauen und maskierenden Personen
Viele Frauen und nicht-binäre Personen mit Autismus bleiben lange unerkannt, weil sie gelernt haben, sich stark sozial anzupassen („Masking“).
Nach außen wirkt vieles „normal“ – im Inneren ist jedoch oft viel Kraftaufwand, Unsicherheit und emotionale Erschöpfung spürbar.
Typisch sind:
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starker Perfektionismus, oft gepaart mit Selbstzweifeln,
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funktionierendes Außenleben“, aber innerer Rückzug oder Überforderung,
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soziale Rollen werden erfüllt, aber nicht intuitiv verstanden
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häufige Fehldiagnosen (z. B. Borderline, Depression, Essstörungen)
Eine differenzierte, wertschätzende Diagnostik erkennt diese subtileren
Ausdrucksformen und schafft Raum für echte Entlastung.